Eine Hochzeitsfeier..
Am letzten Wochenende begab ich mich auf einen Kurztrip nach Danzig. Meine Cousine Róża (zu Deutsch: Rose) gedachte zu heiraten.
Nicht nur, dass es die erste Hochzeitsfeier war, welche ich besuchte, auch erhob ich mich das erste Mal mit einem Verkehrsflugzeug in die Lüfte.
Im Gegensatz zu den sonst gut 13 Stunden Fahrt, die ich auf mich nehme, um in meine Geburtsstadt zu kommen, war es wirklich ein Genuss. (Auch wenn mich bei der Landung das Linke Ohr erstaunlich schmerzte und dieser Schmerz erst am nächsten Tag komplett nachließ.)
Vor allem empfand ich den Start als faszinierend, weil man aus dem Flugzeugfenster beobachten konnte, wie die Erde und alles darauf immer kleiner wurde und man irgendwann durch eine dicke Wolkenschicht tauchte und über dieser, wie übers Meer schwebte. Erstaunlich fand ich auch, dass gerade mal knapp eine Dreiviertelstunde nach Start und kurz nach Passierung der Deutsch-Polnischen Grenze der Pilot bereits zum Landeanflug ansetzte. Es war ja immerhin eine Distanz von knapp 12 Kilometern zum Boden zu überwinden.
Im Folgenden einige Fotos, welche ich auf hautsächlich auf den Flughafen “Köln Bonn” und in “Danzig” schoss:
Ich sollte nun aber zum wichtigstem kommen. Dem eigentlichen Zweck der Reise.
Die Trauung fand in einer hübschen Kirche nahe der Danziger Altstadt statt. Es wohnten einige duzend Leute der fast einstündigen Festmesse bei, die durchaus ansprechend gestaltet war.
Danach wurde zuerst dem Brautpaar gratuliert und die Geschenke überreicht. Dies geschah vor der Kirche, bis strömender Regen die Menschen wieder zurück weichen ließ.
Immerhin ließ dieser wieder relativ schnell nach, so dass sich die Gäste, angeführt vom Brautpaar, auf den Weg zum Lokal machen konnten, wo die eigentliche Feier stattfand. Ein munterer Zug zog sich also durch die Danziger Altstadt, bis an das Ziel, wo man bereits von Musikern begrüßt wurde.
Dieses Lokal machte von außen eher den Eindruck einer Bruchbude bzw. üblen Spelunke, aber schnell wurde man eines besseren belehrt. Drinnen war es wirklich gemütlich und die Einrichtung war sehr originell und in einem sehr markanten Stil gehalten. Das Lokal ist nämlich mit vielen Schiffsmodellen, alten und fremden Banknoten, Bierflaschen, Fässern, Schatullen, Karten etc. geschmückt, wie man teils auf einigen der Fotos weiter unten sehen kann.
Dazu sei gesagt, dass das Gebäude, worin sich das Lokal befindet, einer der wenigen übrig gebliebenen alten Danziger Kornspeicher ist. (mittlerweile sind die Grundfesten mehrere Jahrhunderte alt)
Heutzutage dient es als Treffpunkt für Seeleute, Matrosen, aber auch Hobby-Segler, zu welchen auch der Bräutigam zu zählen ist. Deshalb hatte er wohl auch entsprechende Kontakte, um dieses urige Lokal mieten zu können.
Der Besitzer stellte sich schnell als lustiger und sympathischer Kerl heraus, welcher der ganzen Feier Schwung und Witz verlieh und die Stimmung sicherlich positiv beeinflusste.
Dazu sei hier ein Beispiel gegeben: Kurz nachdem sich alle niedergelassen hatten (die Plätze waren genau vorgegeben – mit Kärtchen an jedem Platz) hielt er eine kurze Ansprache, gratulierte dem Brautpaar, erzählte einiges zu seinem bemerkenswerten Lokal und ließ zur Einstimmung Wodka kredenzen. Dies war nicht irgendein Wodka, sondern doppelt destilliert und mit einer Pflaume (aufgespießt auf ein Stäbchen) im Glas serviert. Das was darnn folgte, war laut ihm ein traditioneller Seemannsbrauch:
Dazu nehme man die Pflaume mit der rechten Hand aus dem Glas, führe sie in den Mund, beiße dann das Fruchtfleisch ab, schlucke es aber nicht runter und verstaue außerdem den Kern der Frucht unter der Zunge. Daraufhin nehme man das Glas mit der linken Hand, führe es zum Mund und leere es in einem Zug. Dabei sollte man das Fruchtfleisch mit runterspülen, aber den Kern anschließend in das Glas zurück befördern können. Anschließend noch das Stäbchen brechen und ebenfalls im Glas verstauen. (das solle zu Glück auf hoher See beitragen)
Dazu sei angemerkt, dass dies das einzige hochprozentige Getränk an diesem Abend war. Sonst gab es hauptsächlich diverse Weine, Bier und natürlich einiges an nicht-alkoholischen Getränken.
Nach diesem stimmungsvollen Einstieg wurde das Essen serviert und gleichzeitig legte die kleine Musikantentruppe los. Es waren insgesamt 4 Musiker: Keyboard, akustische Gitarre, Akkordeon und Geige.
Trotz dieser interessanten Mischung harmonierten diese sehr gut miteinander und man merkte, dass sie schon viele Jahre Erfahrung mitbringen und mit Leib und Seele dabei sind.
Trotz dessen, dass viele der Lieder mein Geschmack eher nicht traffen, schaffte es das Quartett diese so überzeugend darzubieten, dass man schnell mitgerissen wurde. Bemerkenswert fand ich es, dass die Truppe genau spürte wann welches Lied Stimmungsmäßig besonders angebracht war. Auch waren sie in der Lage hervorragend zu improvisieren und einfach spontan zusammen schöne Rhythmen und Melodien spielen.
Die Stimmung war also gerade durch deren Einsatz hervorragend, so dass sich nach dem Essen schnell die ersten Tanzenden aufs Parkett wagten. Dabei hielt ich mich zurück, genoss den Wein und trieb teils rege Kommunikation.
Irgendwann knapp nach Mitternacht wurde das so genannte neue Brautpaar bestimmt:
Dabei gehen zuerst alle noch ungebundene Frauen in die Mitte um die Braut und diese wirft mit verbundenen Augen einen Schal oder auch irgendwas anderes hinter sich. Diejenige, welche dies auffängt ist fortan die neue Braut. Dann wird dasselbe mit den Junggesellen wiederholt, wobei diesmal der Bräutigam seine Krawatte nach hinten wirft. Derjenige, welcher diese auffängt ist der neue Bräutigam. Somit hat man nun altes und neues Brautpaar.
Dann folgt ein so genannter gesponserter Tanz. Jeder der will, kann mit alter Braut und altem Bräutigam tanzen, muss aber einen symbolischen Beitrag dafür zahlen. (dieser wird vom neuen Brautpaar gesammelt)
Wie man sehen kann war also für Stimmung garantiert. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Feier bis in die frühen Morgenstunden ging.
Abschließend kann ich sagen, dass es eine wirklich interessante Erfahrung war, für welche sich der Flug sicherlich gelohnt hat.
Klasse! Sehr schöner Bericht und feine Fotos.
Die Beschreibung des Lokals erinnert mich an das Holsteiner Fährhaus in Rebbelroth. Da sind zwar wahrscheinlich sehr selten echte Matrosen anzutreffen, aber die Ausstattung mit allem möglichen Seemannskram gibt es auch.