Urlaubsbericht: Kapitel 7 – Anfahrt Danzig
22.07.06
Nach dem Frühstück ging die Fahrt Richtung Danzig los. Wir fuhren über Katowitz, Tschenstochau, Lodz und Thorn. Bis etwa Tschenstochau ging es teilweise sogar über Autobahnen oder Schnellstraßen. Danach zunehmend über normale Landstrassen. Das Problem ist hierbei, dass eventuelle Überholmanöver recht gefährlich ausfallen können. Es gibt wenige Möglichkeiten dazu und sobald sich so eine bietet wird diese rigoros ausgenutzt, so dass eventuelle Verkehrsteilnehmer auf der anderen Straßenseite teils sogar zur Seite gedrängt werden. Wir konnten im Laufe des Tages sogar zwei wirkliche Extremfälle beobachten: Diese beiden überholten uns erst rechts übern Standstreifen hinweg und dann den folgenden Verkehrsteilnehmer links über die andere Straßenseite und zwangen die dortigen Autofahrer zum Ausweichen auf den Standstreifen. Nicht nur, dass dies für den Überholenden gefährlich ist, aber das schlimmste ist, dass durch solche Manöver auch unschuldige Verkehrsteilnehmer gefährdet werden.
Auf den etwas über 600 Kilometer langen Weg machten wir in Tschenstochau Halt. Tschenstochau ist ein sehr bekannter Wahlfahrthort in Polen. Auf dem Hügel Jasna Gora befindet sich im Pauliner-Kloster ein Marienheiligtum. Tausende von Menschen kommen jeden Tag zum Gnadenbild der Muttergottes, der Ikone der Schwarzen Madonna von Tschenstochau. Das angeblich wundersame Gemälde soll mittlerweile vielen Menschen bei Gebrächen, Krankheiten etc. geholfen haben. Diese angeblich gewirkten Wunder manifestieren sich in vielen Gaben, die dicht beisammen einige Wände dort bedecken. Es finden sich zahlreiche Krücken, Kreuze, Medaillons, Fotos und Briefe. Ich fand es besonders erstaunlich wie viele Menschen es dorthin führte und wie wild sie darauf aus waren das Gemälde zu erblicken. Teilweise mit Ellbogeneinsatz kämpfen sich einige vor. Deshalb kann ich auch nur ein weniger gelungenes Foto präsentieren. Stattdessen habe ich mich dann auf das Fotografieren der schönen Kirche konzentrieren, wo der Andrang deutlich weniger zu spüren war.
Nach diesem kurzen Stopp in Tschenstochau fuhren wir fast ohne Unterbrechung weiter nach Danzig. Natürlich wurde zwischendurch gegessen und getankt, aber sonst befand man sich die meiste Zeit auf der Strasse.
Gut 50 Kilometer vor Danzig hatten wir dann aber ein interessantes Erlebnis. Die Polizei hielt uns an, da wir etwa 30 Kilometer pro Stunde zu schnell unterwegs waren. Erlaubt waren 70 km/h und wir fuhren 101 km/h. Wir bereiteten uns schon auf eine saftige Strafe vor, aber es kam doch etwas anders. Der eine Polizist wollte irgendwie unbedingt, dass mein Vater ums Auto herum kommt, so dass es sein Kumpel nicht mehr genau sieht. Dies deutete mein Vater direkt richtig, dass der Bulle einfach darauf aus war, etwas Geld auf die Kralle zu kassieren, statt einen Strafzettel auszustellen. Dabei durfte es natürlich keine Zeugen geben. Auch versuchte er meinen Vater erst etwas einzuschüchtern. Er meinte das wären gut über 300 Zloty fällig und es würde sogar einen Punkt in Flensburg geben (was übrigens völliger Quatsch ist). So fragte mein Vater einfach: „Geht es vielleicht auch irgendwie billiger?“ und holte dabei 100 Zloty hervor (etwa 25 Euro). Diese nahm er Bulle erfreut entgegen und nannte uns sogar den Ort, wo die nächste Polizeistreifen anzutreffen sei. An sich war er recht freundlich und wollte einfach so etwas „nebenbei“ verdienen. Dies ist in Polen normal. Korruption und Bestechlichkeit dieser Art trifft man an jeder Ecke an. In anderen Ländern, wie Deutschland, wäre dies nie möglich gewesen.
Von da an ging es relativ flott weiter und wir kamen gegen 20:30h am Haus meiner Großelten an. Es waren doch einige Stunden Fahrt für die etwas mehr als 600 Kilometer nötig. Wenn es fortlaufend eine Autobahn geben würde, hätte man diese Strecke deutlich schneller bewältigt.
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