Strom
Es ist Sonntag. Etwa halb fünf in der Frühe. Ein seltsames Klappern reißt mich aus dem Schlaf. Ich blick mich verschlafen um und sehe, dass meine Stereoanlage an und aus geht und dabei dieses ominöse Klappern verursacht. Kurz darauf geht auf einmal mein Rechner an und kurz darauf wieder aus. Ich frage mich in dem Augenblick ernsthaft, ob ich träume. Aus dem Flur höre ich dann das Fiepen des Telefons. Als ob einer den Strom ab und wieder anklemmen würde. In dem Moment dämmert es mir langsam. Es scheinen extreme Stromschwankungen zu sein. Also raffe ich mich schnell auf und ziehe die Stecker von allen wichtigen Geräten im Haushalt. Es soll ja nichts beschädigt werden. Einige Minuten später ist der ganze Spuk vorbei und der Strom komplett weg. Und das fast die folgenden zehn Stunden. Nicht nur Kühlschrank und Gefrierschrank sind in der Zeit ohne Strom, sondern auch der Durchlauferhitzer im Bad, so dass die morgentliche Dusche unter eiskaltem Wasser stattfinden muss.
Aber was war es nun? Es stellte sich heraus, dass in der Lindenstraße ein Kabel geschmolzen ist. Die Arbeiter mussten mehrere Löcher budeln, um die richtige Stelle überhaupt zu finden. Aber was war der wirkliche Grund? Etwa marode Leitungen, die nicht für die Belastung ausgelegt sind? Stromgesellschaften, die kaum in ihre Netze investieren und das trotz ihrer horrenden Gewinne?
Dienstag in der Frühe wache ich wieder auf. Diesmal ist es etwa halb sechs. Geräusche im Flur. Ich schaue auf meine Stereoanlage und sehe keine rote Standbyleuchte – also wieder kein Strom. So blicke ich aus meinem Zimmer und sehe meinen Vater ein Verlängerungskabel vom Arbeitszimmer in die Küche verlegen. Es stellt sich heraus, dass seltsamerweise nur in der Hälfte der Wohnung kein Strom fließt. Küche und Bad gehören blöderweise dazu. Ab etwa neun Uhr ist der Strom dann komplett weg. Draußen sieht man RWE-Mitarbeiter rumrennen und wieder Löcher ausheben. Also wurde das Problem nicht wirklich behoben. Und auch an diesem Tag dauert es mehr als zehn Stunden, bis wieder Strom fließt. Glücklicherweise bin ich die meisten dieser Stunden nicht zu Hause, sondern an der Hochschule.
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