Zeitmanagement
In den letzten Monaten, als ich noch nicht gearbeitet habe, hatte ich massig Zeit zur Verfügung. Diese Zeit habe ich aber nicht wirklich gut genutzt und viel einfach recht sinnlos verplempert. Oft im Internet rum gesurft und vieles langsamer erledigt, als es eigentlich möglich wäre.
Jetzt da ich auf einmal viel außer Haus bin und meist erst zwischen 18 und 19 Uhr nach Hause komme wird die übrig bleibende Zeit durchaus knapp. Nach den zwei ersten Arbeitswochen muss ich sagen, dass ich sie deutlich effektiver und besser zu nutzen gelernt hab als während der drei Monate Freizeit vorher. Es besteht zwar noch Verbesserungsbedarf, aber für den Anfang bin ich zufrieden.
Wenn der Bedarf besteht wird man also angehalten – eigentlich schon fast gezwungen – die Zeit besser zu nutzen und auch als wertvoller zu erachten. Gerade im Beruf kann Ãœbung im Zeitmanagement nur vorteilhaft sein. Durchaus interessant ist da der Wikipedia-Artikel zum Thema.
GMail und GReader sind für meine Online-Zeit inzwischen unersetzlich. Beide kann ich weitesgehend mit Tastatur bedienen. So kann ich ~160 Feeds zumindest scannen, und Mails von neun Mailinglisten verarbeiten, d.h. die interessanten Themen lesen und bei Bedarf antworten.
Da ich die Tools auch im Büro nutzen kann, lässt sich der nötige Zeitbedarf ein wenig über den Tag verteilen. I.d.R. scanne ich da hier und da ein wenig, und les dann umfangreichere Artikel abends.
Dieses Phänomen ist mir zwischen meinem Abi und dem Studium auch begegnet. Da war diese Liste mit all den tollen Dingen, die ich noch machen wollte und letztlich sind 2/3 davon unerfüllt geblieben.
Ich denke, es gehört eine ganze Menge Selbstdisziplin und langfristige Motivation und Konzentration dazu, die eigenen Ziele persistent zu verfolgen. Mittlerweile bin ich zu der Ansicht gelangt, dass eine solche Lebensweise für mich aber ausgeschlossen wäre. Zwänge ich mich in mathematische Tagesabläufe, würde mein Lebensgefühl (d.h., das, was ich für mich als Freiheit definiere) irgendwie verloren gehen; daher scheue ich mich auch vor jedweder Form von Analyse oder Prinzip, wie unter dem Wikipedia-Link beschrieben.
Ich lese gerade Camus. Der würde Dir sagen, dass Du die Füße auf den Tisch legen sollst, wenn Du magst, oder nicht, wenn Du nicht magst und auf gar keinen Fall solltest Du Dich auch nur irgendeinem Zwang unterordnen – ich denke, Camus hätte Handys und E-Mails gehasst. Und ich kann sie mittlerweile auch nicht mehr sehen. Mein Ansatz hat eine ähnliche Wirkung wie die von Jörn, verhält sich aber genau entgegengesetzt: Ich lese und schreibe weniger Mails, ich schaue auch bloß auf das Handy, wenn ich auf den Bus warte und chatte so gut wie gar nicht mehr. Das Tolle ist, dass ich nicht das Gefühl habe, etwas zu verpassen. Stattdessen habe ich viel mehr Zeit, um zu lesen, zu schreiben, zu spazieren, oder auch einfach mal auf dem Boden zu liegen und nichts zu tun. Hat auch was.
Ich glaube Hegel hat mal als Unterschied zwischen Herr und Knecht definiert, dass der Knecht grundsätzlich erreichbar sein muss, der Herr jedoch nicht. Münzt man das einmal auf moderne Kommunikationswege um, bleibt der ernüchternde Beigeschmack, dass wir uns selbst geknechtet haben mit Handys und E-Mails, Feedreadern und Gedöns wie StudiVZ und Twitter. Also, für mich ist da weniger mehr. Gutes Fazit.
[PS: Für Jörn müsste man wohl einen Ratgeber mit dem Titel "Ein Leben nach Google" herausbringen ]